Plötzlich obdachlos! Aus der Not heraus oder auch eine bewusste Entscheidung?
Du kennst sie – die Menschen, die an den Ladenstraßen vor den Shops, an den Bahnhöfen, unter der Brücke oder auf den Parkbänken schlafen.
Man sieht sie und wenn wir ehrlich sind, berührt es uns meist peinlich und wir verspüren ein Gefühl von Unbehagen und Unsicherheit. Wir wissen oftmals nicht, wie wir mit dieser Situation umgehen sollen. Sind es Betrüger, die nur an unser Geld wollen? Gehören diese Menschen zu sogenannten „Drückerkolonnen“? Gebe ich lieber Geld oder Essen? Könnte mir so etwas vielleicht auch passieren? Und sogleich der nächste Gedanke: „Nein, bloß nicht, mir kann sowas doch nie passieren!“
Keiner von uns beschäftigt sich gerne von Haus aus mit Leid und Elend, man sieht selbstverständlich lieber die Freude und den Wohlstand, das ist ganz natürlich. Zudem gibt es in unserer heutigen Gesellschaft wenige von uns, die sich selbst einmal in solch einer Lage befunden haben. Deshalb fällt es vielen von uns auch schwer, damit umzugehen.
Ich selbst habe über Jahre hinweg mit obdachlosen Menschen zusammengearbeitet. Ich habe ihnen die Möglichkeit gegeben, mit mir gemeinsam zu arbeiten, indem wir meine damaligen Etablissement-Räumlichkeiten zusammen reinigten. Fenster putzen und Co.
Es gab eine einfache Regel: Wir putzen gemeinsam zügig die Stunden, die es im Normalfall dauert, um alles ordentlich zu haben und danach machen wir eine gemeinsame Unternehmung und unterhalten uns. Das hat immer wunderbar und ohne Diskussionen funktioniert.
Ich wollte sogar einem meiner Helfer den Hausschlüssel anvertrauen, dieser jedoch verneinte aus eigener verantwortungsvoller Entscheidung heraus aus dem Grund, dass er vielleicht rückfällig werden könne in seiner Alkohol-/Drogensucht. In meinen Augen ein feiner ehrlicher Zug! Nicht jeder hätte dieses Rückrat und diese Ehrlichkeit besessen bei solch einer Gelegenheit. Es war jedoch auch seine bewusste Entscheidung, auf der Straße zu leben.
Noch heute helfe ich wo ich kann Menschen, die ich auf der Straße leben. Ich unterhalte mich mit ihnen, erfahre ihre Geschichte (Es gibt IMMER eine Geschichte dahinter und kein Mensch ist davor bewahrt, nicht auch in eine Notsituation zu kommen!), gebe ihnen zu essen und betreue ihre Hunde mit Decken, Nahrung und manchmal sogar mit ärztlicher Versorgung.
Ich hatte ein ganzes Ärzteteam in Hamburg an meiner Seite, das fachkompetente Tierarztpraxisteam von Dr. med. vet Ulf Krohn, welches mir liebevoll mit Rat und Tat bei der Betreuung von obdachlosen Tieren mit Hausbesuchen in meinem Zuhause zur Seite stand. (siehe Fotos) Dr. med. Ulf Krohn ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet der Kardiologie. Sie haben sich aufopfernd um die Hunde gekümmert bis hin zum Herzultraschall. Zudem hatte er sich stets ganz selbstlos um die medizinische Betreuung der Obdachlosen am Jungfernstieg vor Ort (oder in seiner Praxis) im Notfall auch teils preisgünstiger oder gar umsonst gekümmert. Auch Hausbesuche waren für ihn ganz selbstverständlich, selbst in seiner Freizeit. Solch eine Hilfsbereitschaft und Selbstlosigkeit erlebt man nicht alle Tage.
Bilder: Ärzteteam der tierärztlichen Spezialpraxis für Kardiologie und Ultraschalldiagnostik in Hamburg (1.+2.Bild von li.), Dr. med vet. Ulf Krohn (2. Bild von re.) Dr. med. vet. Ulfs Ehegatte zusammen mit Wilke Gädecken, ebenfalls Veterinärmediziner (Bild re.)
Ganz klar gibt es unter denjenigen, die auf der Straße leben, auch sog. Bettler, die einer meist unmoralischen kriminellen Gruppe zugehören, wo es nur darum geht, Geld für diese anzuschaffen. Leider ist das die traurige Wahrheit. Jedoch stehen genau diese Menschen unter enormen Druck und ich bin mir sicher, sie leben auch in großer Angst. In diesem Falle kann man jedoch auch helfen, indem man einfach etwas zu essen oder zu trinken gibt.
Denk daran, wir sind alle ein großes Ganzes. Mensch ist Mensch, ganz gleich, welchem gesellschaftlichen Status er angehört.